Hintergründe

 

Fastnachtsfeiern, die sog. „Fasseloamdfeiern“, gibt es in der niederdeutschen Landschaft bereits seit mehr als 1000 Jahren.

 

Die Fastnacht ist das älteste, heute noch erhalten gebliebene Volksbrauchtum, welches sich allerdings ohne die Zustimmung der Kirche zu jener Zeit kaum hätte entwickeln können.

 

Ein Brauchtum entwickelt sich im Laufe der Zeit durch überliefertes Handeln. Es ist eine ganz bestimmte Art und Weise, wie man es feiert, und auch der Zeitpunkt, wann man es feiert.

 

 

Wenn man sich die Geschichte näher betrachtet, kann man auch die Hintergründe besser erkennen, denn der Inhalt dieses Brauches ist weitestgehend in Vergessenheit geraten.

 

In der Vorfrühlingszeit, wenn der Winter langsam zu Ende geht, hatte die Fastnacht ihren Ursprung. „Zu Fabian und Sebastian sall de Saft in dei Böhme gahn“, sagt eine alte Bauernregel. Bäume und Sträucher fangen an zu „fasen“, d.h. zu wachsen.

 

Unsere Urahnen hatten in dieser Zeit allen Grund zur Freude. Verhieß doch dieser Umstand das Ende der langen, kalten und kargen Winterzeit und der Beginn der Feld- und Waldarbeiten.

 

So nahmen sie die Gelegenheit wahr, vor Beginn des Frühlings noch einmal richtig zu feiern. Der „Winter“, eine Strohpuppe als Symbol, wurde als Höhepunkt des Festes verbrannt.

 

Die Kirche hatte keine Einwände gegen dieses Treiben. Und damit kommen wir zum zweiten Aspekt dieses Ursprungs. Papst Gregor der Große hatte verfügt, dass ein Christ in Anlehnung an Christi 40 Tage vor Ostern fasten müsse. Das Konzil von 1091 legte dann den Aschermittwoch als ersten Fastentag fest.

 

Damit war der Aschermittwoch als Ende der Fastnachtsfeierlichkeiten festgesetzt.

 

Dies war aus der Sicht der Kirche sehr geschickt, denn so machte sie angesichts der in dieser Jahreszeit zur Neige gehenden Wintervorräte aus der Not eine Tugend und deutete die Hungerzeit gefällig um.

 

Zunächst wurde nur am Abend vor Aschermittwoch gefeiert, der „Fastnacht“.

 

Später wurden die Feierlichkeiten dann ausgeweitet, so kam z.B. ein Umzug durch das Dorf hinzu.

 

Junge Mädchen und Jungen aus den sog. „Spinntröppen“ (Spinnstuben) sammelten Würste, Eier und Geld, um abends gemeinsam mit der Bevölkerung zu feiern.

 

Diese Spinntröppe sind in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg nahezu vollständig ausgestorben.

 

Die Kirche hat auch in der Folge den Karneval stark beeinflußt.

 

Karneval feiert man in den katholischen Gebieten, im gemischten Südwesten sowie in der Mitte Deutschlands.

 

Im protestantischen Norddeutschland dagegen ist der Karneval nahezu ausgestorben, weil Luther das Fastengebot aufgehoben hatte.

 

Auch das fastnachtliche Brauchtum selbst hat sich in den verschiedenen Regionen unterschiedlich entwickelt.

 

Die bekannteste Form ist heute der rheinische Karneval.

 

In der heutigen Form gibt es ihn allerdings erst seit dem vorigen Jahrhundert. Im Jahre 1823 entstand durch das neue Bürgertum der bürgerliche Karneval, der sich von vielen alten kirchenorientierten Traditionen verabschiedete und in ganz Deutschland verbreitete.

 

In Köln wurde dabei zunehmend der Schwerpunkt auf den Rosenmontagsumzug verlagert.

 

Dagegen rückte in Mainz zunehmend die „Sitzung“ in den Mittelpunkt des Geschehens, wo man unter den zeitpolitischen Einflüssen 1838 den Karneval als Mittel zur politischen Meinungsäußerung entdeckte.

 

Die alemannische Fastnacht ist im Südwesten Deutschlands beheimatet. Die dortigen Narrenzünfte sind stark auf die eigene Ortstradition fixiert, bekanntester Ort ist Rottweil. Diese Fastnacht ist noch am ehesten auf das frühere Winteraustreiben zurückzuverfolgen. Am Umzug kann man nur zu Fuß teilnehmen, kennzeichnend sind schaurig-schöne Masken und Verkleidungen.

 

Genannt werden kann in diesem Zusammenhang auch der alpenländische Karneval. Hier ist der Ursprung aus dem Vegetationswechsel aufgrund der dort längeren Winterperiode noch besser erkennbar, die Vertreibung des hier noch längeren Winters soll durch Lärm und Kostüme herbeigeführt werden.

 

Das Wissen um die Herkunft unserer Bräuche erleichtert uns heute das Verständnis der Fastnachtsveranstaltungen, auch wie wir sie heute in Fredelsloh kennen.

 

So wird uns der Hintergrund z.B. auch des Würstesammelns und der Verbrennung des Fastnachtskerls deutlicher.

 

Karneval oder Fastnacht bedeutete und bedeutet noch immer die Aufhebung der gewohnten Ordnung. Die Macht geht über zu einer Gegenregierung, etwa einem Prinzenpaar oder einem Elferrat als Kabinett.

 

Zu Karneval gibt es keine Standesunterschiede und die „Obrigkeit“ darf ruhig einmal vorgeführt werden.

 

Die Karnevalsrufe „Helau“ (was von „hellauf“ kommt) sowie „Alaaf“ (was wörtlich „all ab“ heißt, ursprünglich „Platz da“ bedeutete und heute „Es lebe hoch“ meint) sind dabei Ausdruck der ausgelassenen Fröhlichkeit.